Sebaldus Nothanker – Band I

„… und Toleranz gebiert Liebe.“

Dieser damals (erschienen 1773) sehr einflussreiche Roman „Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker“ von Friedrich Nicolai blieb über die Jahre hinweg wichtig, weil er sehr realistisch die Zeit, den Zeitgeist beschrieb. Dorfprediger on the road.


Der Berliner Buchhändler und Verleger Friedrich Nicolai stand in der vordersten Reihe der progressiven Aufklärer. Sein großes Werk, der „Sebaldus“, wird in vielen anderen Geschichten seiner Zeit erwähnt und selbst von Goethe und Schiller respektiert, die sich über seinen späteren antiklerikalen Übereifer lustig machten (in den Xenien, im Faust).
Sebaldus ist ein Dorfpastor, der über die Engstirnigkeit und den religiösen Fanatismus seiner Zunft stolpert und der nun mittellos durch die Lande ziehen muss und weiterhin Niederschmetterndes erfährt.
Nicolai schreibt die damals sehr beliebte Geschichte von seinem Schriftstellerkollegen  Moritz August von Thümmel: „Wilhelmine“ weiter. Die Sprache ist schnörkellos, die Figuren sind einfach. Auf den Inhalt, auf die Gedanken kommt es an.

Die Inhaltsangaben der Abschnitte, die im Buch auf den ersten Seiten zusammengefasst sind, habe ich auseinandergeschnitten und den jeweiligen Abschnitten nachgesetzt. Im Sinne von „was bisher geschah“.

heute eher unbekannte Begriffe und Wörter:

Alphabete – Wörterbücher
Anathema – Kirchenbann
Assassin – Schönpflästerchen
Assemblee – Versammlung
Augenbramen – Augenbrauen
Bengel – Superintendant, Pietist
Benevolenz – Wohlwollen
Bergere – Sessel
Bernburger Taler – Fürstentum Anhalt/Bernburg hatte eine eigene Münze
Captivieren – bezaubern, ergötzen, berücken
Chiragra und Podagra – Gicht an Hand und Fuß
Chronodistichon – Zweizeiler mit verspielten Zeitangaben
Colectaneen – Sammlung von Stellen aus verschiedenen Schriftstellern, Lesefrüchte
Comete – Kopfputz
Dollondische Tuben – John Dollond ist Erfinder eines bestimmten Glasschleifverfahrens
Elisäische Felder – Paradiesische Wiesen im Jenseits
Entreprenieren – unternehmen
Flintglas – Glas für Teleskope, Mikroskope
Gravamen – eine Beschwerde gegen Kirche und Klerus oder den Lehnsherren
Haut-gout – Verwesungsgeruch bei abgehangenem Fleisch
Hesperische Gärten – Der Garten mit dem Baum der goldenen Äpfel (Herkules)
Informator – Art Hauslehrer
Mesalliierte Familie – Mesalliance = Missheirat
Minaudieren – sich geziert benehmen
Mosheimersche Sittenlehre – Johann Lorenz von Mosheim, Lutherischer Theologe
Oration – Gebetform
Palasch – Säbel, Degen
Phillis, Doris, Chloris – Typische Namen des Personals in Schäferstücken
Prolusion – Vorübung, Vorspiel
Referenz – Diener, Bückling, Verbeugung
Scheußen – Soßen (Sauce) (ob hier das alte schöne Wort „scheußlich“ herkommt?)
Servant – Beistelltisch