Eine Geschichte, die ganz von der Liebe zueinander und füreinander getragen wird. Peter aus der Provence hört von Magelone, reist zu ihr nach Neapel. Er gibt sich niemanden zu erkennen. Sie treffen einander und bleiben beieinander. Das Schicksal trennt sie. Sie fallen wie Wasser von Klippe zu Klippe geworfen, jahrlang ins Ungewisse hinab. Aber nun reist Magelone zur Heimat Peters, gibt sich nicht zu erkennen. Peter kommt nach Hause, sie treffen einander wieder. Hochzeit.

Die Geschichte entstammt evtl aus „Tausendundeiner Nacht“, tauchte im 15. Jahrhundert als ungereimter Roman auf und wurde 1535 erstmals ins Deutsche gesetzt. Es gibt weiter nichts „märchenhaftes“, keine Elfen, Zwerge oder sonstig Numinoses. Ein paar ordentliche Turnierkämpfe werden beschrieben, ansonsten aber war dies über die Jahrhunderte hinweg ein Buch für die warmen Herzen von Mädchen und Frauen. Der Stoff hat viele Künstler inspiriert. Es gibt Versionen von Ludwig Tiek, Gustav Schwab, Peter Bichsel und eine Komposition von Johannes Brahms.

“Die deutschen Volksbücher” sind 13 Bände mit darinnen mehr als vierzig Historien, Schwänken und Heldenepen. Ihr Verfasser, oder besser ihr Herausgeber war Karl Simrock, einer der ersten Germanisten im frühen 19. Jahrhundert. Der Begriff “Volksbücher” scheint zu besagen, dass dies Erzählungen, wie die der Märchen der Gebrüder Grimm aus der Volksseele, aus der deutschen Tradition stammen. Aber das ist nicht der Fall. Es sind dies in der Hauptsache Stoffe aller europäischer Länder. Bald nach der Erfindung des Buchdruckes suchten Drucker und Buchhändler nach weiteren Käufern und fanden Stoffe für Bücher in den alten Epen (zB Nibelungenlied, Tristan und Isolde) die für die einfachen Leute nacherzählt wurden. Dies begründete dann jene Tradition von Erzählungen für die Ungebildeten und jene unsterblichen Geschichten von “Till Eulenspiegel”, von dem starken “Siegfried”, den “Schildbürgern” und einigen anderen, die noch in den 60ern als Schulstoff dienten.
Nach den Napoleonischen Kriegen wuchsen in ganz Europa Patriotismen. Deshalb unsere “Nationalliteratur” in diesen Volksbüchern. Es gab auch andere Herausgeber, mit dem selben Geschäftsmodell. Aber Karl Simrock bewahrt am treuesten den barocken Stil der Sprache und ließ sich auch nicht bereden, die Geschichten zu kürzen oder zu glätten.
