Einige Bemerkungen zum Problem des Kitsches

Wer durch irgendetwas auf Hermann Broch stößt, hat es bald mit Kitsch zu tun. Oder umgekehrt: wer das Phänomen Kitsch auf den Begriff bringen will, kommt an ihm nicht vorbei. Broch sagt Wesentliches zum Thema. Und er ist nicht zimperlich dabei. Seine sehr anspruchsvolle Aufklärung ist fundamental und rigoros. Wer sich darauf einlässt, hat viel gewonnen.

Ihm ist’s verliehn, aus den verworrnen Tagen,
Die um die andern sich wie Kerker dichten,
Zum blauen Himmel sich emporzurichten,
In Freudigkeit: Hie bin ich, Herr! zu sagen.
Das Leben hat zum Ritter ihn geschlagen,
Er soll der Schönheit neid’sche Kerker lichten;
Daß nicht sich alle götterlos vernichten,
Soll er die Götter zu beschwören wagen.

Tritt erst die Lieb auf seine blüh’nden Hügel,
Fühlt er die reichen Kränze in den Haaren,
Mit Morgenrot muß sich die Erde schmücken;
Süßschauernd dehnt der Geist die großen Flügel,
Es glänzt das Meer – die mut’gen Schiffe fahren,
Da ist nichts mehr, was ihm nicht sollte glücken!

Joseph von Eichendorff: „Der Dichter“

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