Andreas Hartknopfs Predigerjahre

Der, welcher die Nebel der Täuschung schon so oft verscheucht hatte, mußte noch einmal durch Selbsttäuschung von der edelsten Art geprüft, zu einem höheren Dasein vorbereitet, und jeder Keim einer unruhigen Wirksamkeit in ihm ausgerottet werden.

Hier war es, wo der Knäuel seines Lebens sich in labyrinthische Knoten verwickelte, die nur die Schärfe des Schwertes wieder lösen konnte; wo seine Kraft, die sonst freien Spielraum hatte, zum ersten Male in sich gedrängt, allerlei Sprünge und wunderbare Verzierungen in sich machte, weil sie sich selbst nicht kannte.

von Karl Philipp Moritz

Diese sehr frei und subjektiv gestaltete Erzählung ist ein Gemisch aus Anrufungen des Schicksals, Deklamationen über die Weltenharmonie, Betrachtungen vorgestellter Zukunft und einfachen Naturbeschreibungen. Mal Posse, mal Melodram. Wir begleiten Hartknopfs Wirken während seiner Zeit auf dem platten Lande. Und wir schauen immer wieder mit strengem Blick auf diese lose aneinandergefügten Begebenheiten und werden mit ihm ebenso unfroh (aber ergriffen) über diesen Holzweg, dem er (bis nicht ganz zum Ende) folgt. Der Einzelgänger Moritz hat hier sicher sehr viel Autobiographisches eingebracht.

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