Luise

Ein ländliches Gedicht in drei Idyllen.

„Tausendmal hab‘ ich Ihn, Sohn, an die Erzuntugend erinnert!
Klappt nicht immer Sein Glas, wie ein spaltiger Topf und des neuern
Dichterschwarms ungeschliffner Hexameter, welcher daherplumpt
Ohne Takt und Musik, zum Aergerniß!
Kein Wohldenkender faßt an den oberen Kelch, wenn er anklingt;
Nein, an den Fuß! Dann klingt Harmonikaklang in den Glückwunsch!“

Ein kleinbürgerliches norddeutsches Idyll. Was kann es langweiligeres geben? Aber ich kenne die Gegend und sie wirklich lieblich und perfekt für eine solche „Schäfergeschichte“. Ich will nicht ungerecht sein und auch nicht verschweigen, dass dies hier eines der avantgardistischsten Literaturexperimente der Zeit war. Der Kleinbürgerfeiertag erhöht durch das Versmaß „Hexameter“, den Garanten für den alten griechischen Rhapsoden, sich in eine Sprechtrance zu bringen zu können, immer „im Takt“ zu bleiben. Homerische Epik und Picknickkorb.

von Johann Heinrich Voß

Die erste Idylle, „Das Fest im Walde“, schildert die Feier zum 18ten Geburtstag von Luise, mit einem Picknick im Walde. Deutlich wird hier auch die Liebe Luises zu Walter, dem Hofmeister des Pfarrers und Kandidaten der Theologie.

In der zweiten Idylle, „Der Besuch“, ist Walter Pfarrer geworden, hat sich mit Luisen verlobt und kommt nun an einem kalten Wintermorgen nach Grünau zu Besuch, wo er seine schlaftrunkene Braut überrascht.

In der dritten Idylle, „Die Vermählung“, werden alle Vorbereitungen zur Hochzeit erzählt, dann die Trauung, der Schmaus in der Herrenstube und im Gesindezimmer.

Luise – die rosenwangige Jungfer Pastorentochter
Walter – der edle, bescheidne Kandidat der Theologie
Vater – feuriger Greis, Pfarrer von Grünau, „hausväterlich prangend im Schlafrock“
Mutter – die gute verständige sanftlächelnde Hausfrau
Karl – fröhlicher kleiner Bruder Luises
Hans – der ehrliche Hauskecht
Susanna – die gefällige treue Magd
Hedewig – tüchtige, plaudernde Köchin
Gräfin – die gnädige biederherzige ist die Patin von Luise
Amalia – die gepriesene Tochter der Gräfin, Freundin Luisens
Packan – Hund, „nagte des Festmahls Knochen“

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