Fortunatus

Ich bin Fortuna, und durch des Himmels Einfluß und der Planeten und Sterne sind mir sechs Tugenden vertraut, von welchen ich eine, zwei, mehre oder alle verleihen darf, doch je nach dem Stand der Gestirne: nämlich Weisheit, Reichthum, Stärke, Gesundheit, Schönheit und langes Leben. Erwähle dir eine von den sechsen, und bedenke dich nicht lang, denn die Stunde das Glück zu verleihen ist schier schon verlaufen. “

Haben wir nicht alle schon mal davon geträumt, so ein Säckelchen, dessen Geld nie ausgeht, einen „Goldesel“ oder „Tischlein deck dich“ zu besitzen? Das macht die Geschichte und seinen Helden Fortunatus von Anfang an sympathisch.

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Dr. Johannes Faust

„Ich Johannes Faustus Doctor bekenne mit meiner eigenen Hand öffentlich in Kraft dieses Briefes: so habe ich gegenwärtigem Geist, der sich Mephostophiles nennt, einem Diener des höllischen Fürsten, mich untergeben, mir erwählt, der mir auch versprochen hat in allem untertänig und gehorsam zu sein.“ Das steht am Beginn dieser teuflischen Karriere. Es folgen dann gruselige Beschreibungen von den verschiedenen Höllen und von den Qualen der Seelen in der Unterwelt. Sein Vorteil dabei ist in vielen kleinen zauberischen Schwänken dargestellt. Doch er bezahlt mit seiner Seele und zum bösen Ende klagt er sein Weh. Nach der Ausgabe aus dem Jahre 1587.

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Till Eulenspiegel

Die Magd sprach: Er schrieb etwas über die Thüre, da er hinweg gieng, das sieht aus wie eine Eule. Denn Eulenspiegel hatte die Gewohnheit, wenn er eine Büberei trieb, wo man ihn nicht kannte, da nahm er Kreide oder Kohle und malte eine Eule und einen Spiegel und schrieb darüber zu Latein: Hic fuit .“ Er treibt erbarmungslos sein Spiel mit Allem, was ihm begegnet. Ob Freund oder Feind, ob Mensch oder Tier. In dieser Ausgabe, die den Stil des 16. Jahrhunderts beibehält aber noch verständlich ist, begleiten wir diesen „Unmenschen“ Till durch seine 96 Abenteuer. Mal kopfschüttelnd, mal laut lachend.

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Die Schildbürger

Sie kamen also nach Mittag, als die Sonne am heißesten schien, unfehlbar Alle vor das neue Rathhaus, Jeder mit einem Geschirre, damit er den Tag zu fassen und hineinzutragen vermeinte. Etliche brachten auch Picken, Schaufeln, Karsten, Gabeln und anderes Geräthe mit, zur Fürsorge, damit ja kein Fehler begangen würde. Etliche der Bürger hatten lange Säcke, darein ließen sie die Sonne scheinen bis auf den Boden, knüpften ihn dann eilends zu und liefen damit ins Haus, den Tag auszuschütten. Ja sie beredeten sich selbst, sie trügen jetzt an den Säcken viel schwerer, als da sie leer gewesen. „

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Cholera,

unsichtbare Guillotine ambulante.

…Abends waren die Redouten besuchter als jemals; übermütiges Gelächter überjauchzte fast die lauteste Musik, man erhitzte sich beim Chahût, einem nicht sehr zweideutigen Tanze, man schluckte dabei allerlei Eis und sonstig kaltes Getrinke: als plötzlich der lustigste der Arlequine eine allzu große Kühle in den Beinen verspürte und die Maske abnahm und zu aller Welt Verwunderung ein veilchenblaues Gesicht zum Vorschein kam. Man merkte bald, daß solches kein Spaß sei, und das Gelächter verstummte, und mehrere Wagen voll Menschen fuhr man von der Redoute gleich nach dem Hôtel-Dieu, dem Zentralhospitale, wo sie, in ihren abenteuerlichen Maskenkleidern anlangend, gleich verschieden .“ Paris 1832

von Heinrich Heine

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Kriminalgeschichten – Teile 1 + 2

Die hier gelesenen Kriminalfälle sind alle wahre Begebenheiten. August Gottlieb Meißner hat sie gesammelt, (1778–1796 veröffentlicht) wie später seine deutschen Kollegen Volkslieder und Märchen. Und er hat sie erweitert. Er gibt den Protagonisten aus den Gerichtsfällen und Zeitungsberichten so etwas wie Würde und Tiefe. Zum ersten Mal werden Opfer und Täter aus psychologischen und sozialen Kategorien betrachtet. Meißner hat sich von jeder romantisierenden Darstellung der Taten und Geschichten der Verbrecher distanziert. Im Gegenteil, je realistischer der Blick auf die Kriminellen und ihre Opfer ist, um so humaner und richtiger wird das Urteil ausfallen.

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Kriminalgeschichten – Teile 3, 4, 5

Wahrlich, der Bedaurungswürdige kannte beim Uebermaas seines Unglücks nun sich selbst nicht mehr.“

Dies sind keine ausgedachten Abenteuer oder Romane. Dies ist alles tatsächlich so geschehen. Hier sind Menschen wie du und ich. Und das ist ein großer Vorteil. Aus Gerichtsakten destiliert, mit Sinn und Kenntnis bearbeitet und in gutes schönes Deutsch gebracht. Diese Geschichten waren Instrumente der Aufklärung. Erstmalig in der deutschen Literaturgeschichte werden die sozialen Umstände von Tätern und Opfern diskutiert. Jene Helden der Ermittlung gab es damals (spätes 18. Jahrhundert) noch nicht. Keine Kommissar-Duos, keine Sheriffs. Nur Gerichte und ihre Diener.

von August Gottlieb Meißner

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Kriminalgeschichten – Teile 6, 7, 8

„Wer vermag bei alle diesen schrecklichen Ereignissen das Gefühl der jungen erst verheirateten Frau ohne Mitleid sich zu denken. Zu eben der Zeit, wo sie einen geliebten, langgeliebten Mann nun endlich zu besizzen glaubt; sich dieses Besizzes noch in seiner ganzen Neuheit freut; sieht sie ebendenselben eines schwarzen Lasters angeschuldigt; sieht ihn aus ihren Armen weggerisen; geschleppt zum Kerker; eben desjenigen Bubenstücks, weshalb sie ihn so gern gegen die ganze Welt vertheidigen möchte, überführt; hört über ihn das fürchterlichste Urtheil des Todes aussprechen, und findet zwar seine Richter mitleidig bei ihren Thränen, doch unerweichbar das Gesez, wornach sie ihn richten.“

von August Gottlieb Meißner

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Das Goldmacherdorf

Eine anmuthige und wahrhafte Geschichte für gute Landschulen und verständige Leute.“

«Das Goldmacherdorf» von 1817 gilt als erster Genossenschaftsroman der Weltliteratur. 1833 lag bereits die fünfte Auflage vor. Es wurde in fast alle europäischen Sprachen übersetzt. (Wikipedia). Wahrscheinlich musste bei vielen die Erzählung als Lehrbuch zum Erreichen von Wohlstand herhalten. Doch literarisch ist es wahr und gültig: Das Erheben aus der selbstverschuldeten Unmündigkeit und Armut: Mit Hilfe des angewandten gesunden Menschenverstandes geht es immer nur bergauf. Eine einfache Dynamik. Eine gute einfache Erzählung.

von Heinrich Zschokke

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