Zwei Seuchenberichte

aus „Das Dekameron
aus „Peloponnesischer Krieg

Giovanni Boccaccio, der Autor des Decamerone schreibt in eben jenem Werk über die Pest in Florenz. Über die Ausschweifungen der Einen, die Fluchten der Anderen und den alleingelassenen 100.000 Opfern. Thukydides ist Feldherr und Geschichtsschreiber im antiken Griechenland. Sein Bericht ist nicht weniger dramatisch. Athen verliert durch die „Attische Seuche“ ein Viertel ihrer Einwohner.

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Cholera,

unsichtbare Guillotine ambulante.

…Abends waren die Redouten besuchter als jemals; übermütiges Gelächter überjauchzte fast die lauteste Musik, man erhitzte sich beim Chahût, einem nicht sehr zweideutigen Tanze, man schluckte dabei allerlei Eis und sonstig kaltes Getrinke: als plötzlich der lustigste der Arlequine eine allzu große Kühle in den Beinen verspürte und die Maske abnahm und zu aller Welt Verwunderung ein veilchenblaues Gesicht zum Vorschein kam. Man merkte bald, daß solches kein Spaß sei, und das Gelächter verstummte, und mehrere Wagen voll Menschen fuhr man von der Redoute gleich nach dem Hôtel-Dieu, dem Zentralhospitale, wo sie, in ihren abenteuerlichen Maskenkleidern anlangend, gleich verschieden .“ Paris 1832

von Heinrich Heine

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Das Goldmacherdorf

Eine anmuthige und wahrhafte Geschichte für gute Landschulen und verständige Leute.“

«Das Goldmacherdorf» von 1817 gilt als erster Genossenschaftsroman der Weltliteratur. 1833 lag bereits die fünfte Auflage vor. Es wurde in fast alle europäischen Sprachen übersetzt. (Wikipedia). Wahrscheinlich musste bei vielen die Erzählung als Lehrbuch zum Erreichen von Wohlstand herhalten. Doch literarisch ist es wahr und gültig: Das Erheben aus der selbstverschuldeten Unmündigkeit und Armut: Mit Hilfe des angewandten gesunden Menschenverstandes geht es immer nur bergauf. Eine einfache Dynamik. Eine gute einfache Erzählung.

von Heinrich Zschokke

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Andreas Hartknopfs Predigerjahre

Der, welcher die Nebel der Täuschung schon so oft verscheucht hatte, mußte noch einmal durch Selbsttäuschung von der edelsten Art geprüft, zu einem höheren Dasein vorbereitet, und jeder Keim einer unruhigen Wirksamkeit in ihm ausgerottet werden.

Hier war es, wo der Knäuel seines Lebens sich in labyrinthische Knoten verwickelte, die nur die Schärfe des Schwertes wieder lösen konnte; wo seine Kraft, die sonst freien Spielraum hatte, zum ersten Male in sich gedrängt, allerlei Sprünge und wunderbare Verzierungen in sich machte, weil sie sich selbst nicht kannte.

von Karl Philipp Moritz

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Die Reise nach Braunschweig

ein comischer Roman

„…Unsere Schriften gehen reißend ab, weil sie lustig zu lesen sind, nicht viel Kopfbrechens kosten und nicht übermäßig lehrreich sind.“

Dieser 1792 nur zur eigenen Ablenkung geschriebene komische Roman war das beliebteste und erfolgreichste Buch von Adolph Knigge. Den Ruhm des etwas früher verfassten „Über den Umgang mit Menschen“ überstand es nicht (leider!).

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Luise

Ein ländliches Gedicht in drei Idyllen.

„Tausendmal hab‘ ich Ihn, Sohn, an die Erzuntugend erinnert!
Klappt nicht immer Sein Glas, wie ein spaltiger Topf und des neuern
Dichterschwarms ungeschliffner Hexameter, welcher daherplumpt
Ohne Takt und Musik, zum Aergerniß!
Kein Wohldenkender faßt an den oberen Kelch, wenn er anklingt;
Nein, an den Fuß! Dann klingt Harmonikaklang in den Glückwunsch!“

Ein kleinbürgerliches norddeutsches Idyll. Was kann es langweiligeres geben? Aber ich kenne die Gegend und sie wirklich lieblich und perfekt für eine solche „Schäfergeschichte“. Ich will nicht ungerecht sein und auch nicht verschweigen, dass dies hier eines der avantgardistischsten Literaturexperimente der Zeit war. Der Kleinbürgerfeiertag erhöht durch das Versmaß „Hexameter“, den Garanten für den alten griechischen Rhapsoden, sich in eine Sprechtrance zu bringen zu können, immer „im Takt“ zu bleiben. Homerische Epik und Picknickkorb.

von Johann Heinrich Voß

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Musarion

„Das Herz ist ein Betrüger“

1768 schreibt Christoph Martin Wieland „Musarion. Ein Gedicht in drey Büchern“. Erzählt wird wie im antiken Griechenland das Zerwürfnis zwischen den Liebenden Musarion und Phanias durch einen witzigen und anschaulichen Diskurs über die pythagorärische und stoische Philosophie geklärt wird und sie wieder neu zusammenfinden. Die intelligente schöne Musarion, changiert seltsam zwischen Muse und Frau.

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Der Waldbruder

„Das Bild, Rothe! oder ich bin des Todes – „

Die Erzählung in Briefen „Der Waldbruder“ (erschienen 1797) von Jakob Michael Reinhold Lenz, die leider Fragment geblieben ist, variiert das Thema des „Werthers“ und scheint dabei dessen Verfasser (Goethe) verschlüsselt darzustellen.

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Andreas Hartknopf

„Der Buchstabe tötet, aber der Geist macht lebendig.“

Das ist das Motto des Buches “Andreas Hartknopf” von Karl Pilipp Moritz. In diesem “allegorischen Roman” (erschienen 1786) setzt er sich mit den Schattenseiten der damaligen Erziehungsreformbewegung auseinander. Eine ernste, meditative Erzählung.

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