Der Mensch eine Maschine

Wir buhlen hier nicht um die Stimme des Pöbels. Wer in seinem Herzen dem Aberglauben Altäre errichtet, ist zur Anbetung der Götzen geboren und nicht um Tugend zu empfinden.“

Bekanntheit erlangte Julien Offray de La Mettrie vor allem durch sein konsequent materialistisches Menschenbild, weswegen er als enfant terrible, als „Prügelknabe der französischen Aufklärung“ galt. In Anspielung auf sein monistisches, mechanistisches Weltbild und seine für die damalige Zeit kühne, unverhohlen atheistisch-naturalistische Kampfschrift L’Homme-Machine, 1748, verbreitete sich der Spitzname „Monsieur Machine“, den der Arzt und Philosoph, in seinen späteren Werken selbst gerne benutzte. Wegen seiner polemischen ärztekritischen und seiner „gottlosen“ philosophischen Veröffentlichungen musste er aus Frankreich und anschließend sogar aus den vergleichsweise toleranteren Niederlanden fliehen. Friedrich der Große bot ihm, „dem verfemtesten Autor des Kontinents“ Asyl an und stellte ihn in Sanssouci als seinen Leibarzt und Vorleser ein. Ferner war er Gast an der „Tafelrunde“ in Sanssouci.

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Kriminalgeschichten – Teile 1 + 2

Die hier gelesenen Kriminalfälle sind alle wahre Begebenheiten. August Gottlieb Meißner hat sie gesammelt, (1778–1796 veröffentlicht) wie später seine deutschen Kollegen Volkslieder und Märchen. Und er hat sie erweitert. Er gibt den Protagonisten aus den Gerichtsfällen und Zeitungsberichten so etwas wie Würde und Tiefe. Zum ersten Mal werden Opfer und Täter aus psychologischen und sozialen Kategorien betrachtet. Meißner hat sich von jeder romantisierenden Darstellung der Taten und Geschichten der Verbrecher distanziert. Im Gegenteil, je realistischer der Blick auf die Kriminellen und ihre Opfer ist, um so humaner und richtiger wird das Urteil ausfallen.

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Kriminalgeschichten – Teile 3, 4, 5

Wahrlich, der Bedaurungswürdige kannte beim Uebermaas seines Unglücks nun sich selbst nicht mehr.“

Dies sind keine ausgedachten Abenteuer oder Romane. Dies ist alles tatsächlich so geschehen. Hier sind Menschen wie du und ich. Und das ist ein großer Vorteil. Aus Gerichtsakten destiliert, mit Sinn und Kenntnis bearbeitet und in gutes schönes Deutsch gebracht. Diese Geschichten waren Instrumente der Aufklärung. Erstmalig in der deutschen Literaturgeschichte werden die sozialen Umstände von Tätern und Opfern diskutiert. Jene Helden der Ermittlung gab es damals (spätes 18. Jahrhundert) noch nicht. Keine Kommissar-Duos, keine Sheriffs. Nur Gerichte und ihre Diener.

von August Gottlieb Meißner

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Kriminalgeschichten – Teile 6, 7, 8

„Wer vermag bei alle diesen schrecklichen Ereignissen das Gefühl der jungen erst verheirateten Frau ohne Mitleid sich zu denken. Zu eben der Zeit, wo sie einen geliebten, langgeliebten Mann nun endlich zu besizzen glaubt; sich dieses Besizzes noch in seiner ganzen Neuheit freut; sieht sie ebendenselben eines schwarzen Lasters angeschuldigt; sieht ihn aus ihren Armen weggerisen; geschleppt zum Kerker; eben desjenigen Bubenstücks, weshalb sie ihn so gern gegen die ganze Welt vertheidigen möchte, überführt; hört über ihn das fürchterlichste Urtheil des Todes aussprechen, und findet zwar seine Richter mitleidig bei ihren Thränen, doch unerweichbar das Gesez, wornach sie ihn richten.“

von August Gottlieb Meißner

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Die Erziehung des Menschengeschlechts

„Es ist nicht wahr, daß die kürzeste Linie immer die gerade ist“

1780 zieht Gotthold Ephraim Lessing in „Die Erziehung des Menschengeschlechts“ eine gewundene Linie vor. In dieser Schrift, die er kurz vor seinem Tod verfasste, wird Gott verstanden als großer Lehrer. Wir Menschen sind die Schüler. Und das Klassenzimmer ist die Welt.

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Andreas Hartknopf

„Der Buchstabe tötet, aber der Geist macht lebendig.“

Das ist das Motto des Buches “Andreas Hartknopf” von Karl Pilipp Moritz. In diesem “allegorischen Roman” (erschienen 1786) setzt er sich mit den Schattenseiten der damaligen Erziehungsreformbewegung auseinander. Eine ernste, meditative Erzählung.

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