V O L T A I R E – philosophische Aufsätze

Ein Franzose, der nicht heiter ist, hat seinen Beruf verfehlt. Sie müssen sich daran gewöhnen, daß die Talente teuer geworden sind, der Geist gewöhnlich und das Genie rar“

Voltaire war kein Philosoph mit einem System. Er war DER Intellektuelle seiner Zeit und verteilte in Aufsätzen, Briefen und Pamphleten als Kritiker seine Schläge rundum. Zum Beispiel werden Descartes, Pascal oder Rousseau mit entschiedenen Gesten des Platzes verwiesen. Er macht sich Gedanken zur Freiheit, zum Materialismus, zur Seele, den Sternen (Gott nicht zu vergessen) vom Wert des Lebens und vom Tod und verfasst einen noch heute gültigen Aufsatz wider den Krieg. Er ist jemand, der noch heute aufklärt.

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Der Mensch eine Maschine

Wir buhlen hier nicht um die Stimme des Pöbels. Wer in seinem Herzen dem Aberglauben Altäre errichtet, ist zur Anbetung der Götzen geboren und nicht um Tugend zu empfinden.“

Bekanntheit erlangte Julien Offray de La Mettrie vor allem durch sein konsequent materialistisches Menschenbild, weswegen er als enfant terrible, als „Prügelknabe der französischen Aufklärung“ galt. In Anspielung auf sein monistisches, mechanistisches Weltbild und seine für die damalige Zeit kühne, unverhohlen atheistisch-naturalistische Kampfschrift L’Homme-Machine, 1748, verbreitete sich der Spitzname „Monsieur Machine“, den der Arzt und Philosoph, in seinen späteren Werken selbst gerne benutzte. Wegen seiner polemischen ärztekritischen und seiner „gottlosen“ philosophischen Veröffentlichungen musste er aus Frankreich und anschließend sogar aus den vergleichsweise toleranteren Niederlanden fliehen. Friedrich der Große bot ihm, „dem verfemtesten Autor des Kontinents“ Asyl an und stellte ihn in Sanssouci als seinen Leibarzt und Vorleser ein. Ferner war er Gast an der „Tafelrunde“ in Sanssouci.

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Zwei Seuchenberichte

aus „Das Dekameron
aus „Peloponnesischer Krieg

Giovanni Boccaccio, der Autor des Decamerone schreibt in eben jenem Werk über die Pest in Florenz. Über die Ausschweifungen der Einen, die Fluchten der Anderen und den alleingelassenen 100.000 Opfern. Thukydides ist Feldherr und Geschichtsschreiber im antiken Griechenland. Sein Bericht ist nicht weniger dramatisch. Athen verliert durch die „Attische Seuche“ ein Viertel ihrer Einwohner.

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Cholera,

unsichtbare Guillotine ambulante.

…Abends waren die Redouten besuchter als jemals; übermütiges Gelächter überjauchzte fast die lauteste Musik, man erhitzte sich beim Chahût, einem nicht sehr zweideutigen Tanze, man schluckte dabei allerlei Eis und sonstig kaltes Getrinke: als plötzlich der lustigste der Arlequine eine allzu große Kühle in den Beinen verspürte und die Maske abnahm und zu aller Welt Verwunderung ein veilchenblaues Gesicht zum Vorschein kam. Man merkte bald, daß solches kein Spaß sei, und das Gelächter verstummte, und mehrere Wagen voll Menschen fuhr man von der Redoute gleich nach dem Hôtel-Dieu, dem Zentralhospitale, wo sie, in ihren abenteuerlichen Maskenkleidern anlangend, gleich verschieden .“ Paris 1832

von Heinrich Heine

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Kriminalgeschichten – Teile 1 + 2

Die hier gelesenen Kriminalfälle sind alle wahre Begebenheiten. August Gottlieb Meißner hat sie gesammelt, (1778–1796 veröffentlicht) wie später seine deutschen Kollegen Volkslieder und Märchen. Und er hat sie erweitert. Er gibt den Protagonisten aus den Gerichtsfällen und Zeitungsberichten so etwas wie Würde und Tiefe. Zum ersten Mal werden Opfer und Täter aus psychologischen und sozialen Kategorien betrachtet. Meißner hat sich von jeder romantisierenden Darstellung der Taten und Geschichten der Verbrecher distanziert. Im Gegenteil, je realistischer der Blick auf die Kriminellen und ihre Opfer ist, um so humaner und richtiger wird das Urteil ausfallen.

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Kriminalgeschichten – Teile 3, 4, 5

Wahrlich, der Bedaurungswürdige kannte beim Uebermaas seines Unglücks nun sich selbst nicht mehr.“

Dies sind keine ausgedachten Abenteuer oder Romane. Dies ist alles tatsächlich so geschehen. Hier sind Menschen wie du und ich. Und das ist ein großer Vorteil. Aus Gerichtsakten destiliert, mit Sinn und Kenntnis bearbeitet und in gutes schönes Deutsch gebracht. Diese Geschichten waren Instrumente der Aufklärung. Erstmalig in der deutschen Literaturgeschichte werden die sozialen Umstände von Tätern und Opfern diskutiert. Jene Helden der Ermittlung gab es damals (spätes 18. Jahrhundert) noch nicht. Keine Kommissar-Duos, keine Sheriffs. Nur Gerichte und ihre Diener.

von August Gottlieb Meißner

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Kriminalgeschichten – Teile 6, 7, 8

„Wer vermag bei alle diesen schrecklichen Ereignissen das Gefühl der jungen erst verheirateten Frau ohne Mitleid sich zu denken. Zu eben der Zeit, wo sie einen geliebten, langgeliebten Mann nun endlich zu besizzen glaubt; sich dieses Besizzes noch in seiner ganzen Neuheit freut; sieht sie ebendenselben eines schwarzen Lasters angeschuldigt; sieht ihn aus ihren Armen weggerisen; geschleppt zum Kerker; eben desjenigen Bubenstücks, weshalb sie ihn so gern gegen die ganze Welt vertheidigen möchte, überführt; hört über ihn das fürchterlichste Urtheil des Todes aussprechen, und findet zwar seine Richter mitleidig bei ihren Thränen, doch unerweichbar das Gesez, wornach sie ihn richten.“

von August Gottlieb Meißner

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Das Goldmacherdorf

Eine anmuthige und wahrhafte Geschichte für gute Landschulen und verständige Leute.“

«Das Goldmacherdorf» von 1817 gilt als erster Genossenschaftsroman der Weltliteratur. 1833 lag bereits die fünfte Auflage vor. Es wurde in fast alle europäischen Sprachen übersetzt. (Wikipedia). Wahrscheinlich musste bei vielen die Erzählung als Lehrbuch zum Erreichen von Wohlstand herhalten. Doch literarisch ist es wahr und gültig: Das Erheben aus der selbstverschuldeten Unmündigkeit und Armut: Mit Hilfe des angewandten gesunden Menschenverstandes geht es immer nur bergauf. Eine einfache Dynamik. Eine gute einfache Erzählung.

von Heinrich Zschokke

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Die Inoculation der Liebe

Von den Pocken und von der Liebe bleibt niemand verschont“.

Diese aus dem 18. Jahrhundert stammende Redewendung verdeutlicht die Bedeutung der Pocken für die damals lebenden Menschen. So kann das 18. Jahrhundert als das Jahrhundert der Pocken/Blattern bezeichnet werden. Kaum eine Krankheit bestimmte das Leben der Menschen in dieser Zeit mehr.

von Moritz August von Thümmel

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Andreas Hartknopfs Predigerjahre

Der, welcher die Nebel der Täuschung schon so oft verscheucht hatte, mußte noch einmal durch Selbsttäuschung von der edelsten Art geprüft, zu einem höheren Dasein vorbereitet, und jeder Keim einer unruhigen Wirksamkeit in ihm ausgerottet werden.

Hier war es, wo der Knäuel seines Lebens sich in labyrinthische Knoten verwickelte, die nur die Schärfe des Schwertes wieder lösen konnte; wo seine Kraft, die sonst freien Spielraum hatte, zum ersten Male in sich gedrängt, allerlei Sprünge und wunderbare Verzierungen in sich machte, weil sie sich selbst nicht kannte.

von Karl Philipp Moritz

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