Maximilian selbst war nicht gerade der Autor des Textes, aber er hat sicherlich seine Produktion geleitet, Managemententscheidungen getroffen, und wahrscheinlich zum Leidwesen seiner Mitarbeiter auch zahlreiche gut dokumentierte Redaktionen vorgenommen. Das Schreiben und Redigieren wurde zwischen seinen Sekretären, Freunden und Beratern organisiert: Hauptsächlich Melchior Pfinzing, Probst zu Nürnberg.
In einer Handschrift, die sich auf die Produktion seines anderen großen (wenn auch unvollendeten) biografischen Werkes Weisskunig bezieht, sagt Maximilian ausdrücklich: „so hab ich zu der geschrift gestellt figuren gemalt damit das der leser mit mund und augen mag versten den grund dises gemelds meines puechs.” Mit „Mund“ deutet Maximilian auf das komplementäre Organ der „Ohren,“ womit er meint, dass die Werke gehört und gesehen werden sollen, in Übereinstimmung mit der mittelalterlichen (ja alten) Tradition des Vorlesens von Texten. So können die legendären Geschichten von Maximilians Missgeschicken wieder so aufleben, wie sie ursprünglich beabsichtigt waren.
Teil 3 – Neidelhart
Maximilian I. (1459-1519) ist „Held Tewrdannckh“. Theuerdank wird von „drei Erzlastern“ in allerlei Gefahren und Hinterhalte gelockt. Die Hauptmänner „Fürwittig (Übermut), Unfallo (Vermessenheit) und Neidelhart (Neid)“, schützen die „drei Pässe“, durch die Theuerdank reisen muss, um zu Königin Ehrenreich zu gelangen. Unterwegs wird der Held immer wieder zu gefährlichen Jagden und Abenteuern zu Land und Wasser verführt. Alle Abenteuer entsprechen jeweils einem tatsächlichen Erlebnis Maximilians.
Frühneuhochdeutsche Wörter:
an | ohne | Landschaft | die versammelten Stände des Landes |
Arbeit | Mühsal | Laur | hinterlistiger Mensch |
Aß | Speise, Nahrung | mit Lieb | freiwillig |
Baß | besser | Litz | Geschoß |
befilch | empfehle | lug | schau aus |
bestettet | spürte auf | mandlich | mannhafte |
brechtlich | prahlerisch | Meer | Nachricht |
beiten | warten | Meil | Makel, Schaden |
Bickensprung | vermutlich Stabsprung | Palierrad | Polier-, Schleifrad |
böser | schlechterer | Peen | Strafen |
Bracht | Lärm | Provoß | Vorsteher |
Bueß | Abhilfe | Rain | Abhang |
in der Dick | im Gedränge | Sag | Rede, Bericht |
döcht | taugen würde | Schanz | Gelegenheit |
drat | rasch | schir | sogleich |
eben | günstig | schlecht | geradeaus („Krumm Sachen kunnt er machen schlecht“) |
embrochen | freigesprochen, der Klage entledigt | Schneck | Wendeltreppe |
empfahen | empfangen | Schneleen | Schneelawine |
entschüttet | befreit | Schwer | Bedrängnis, Schmerz |
erarnen | erwerben | sorglich | gefährlich |
fast | groß, sehr (english: vast) | Sparadern | Sporen |
frech | kühnes | Stahel | Armbrustbogen aus Stahl |
freissam | schrecklich | Stapfel | Stufe |
Frommen | Tüchtigen | Steur | Unterstützung |
fůg | passend | stickel | steil |
Fund | Listen, Kniffe | Tartschen | Schild |
gach | Eile, eilig | tauben | betäuben |
gech | hitzig | teurlich | großartig |
Gefer | Hinterlist | torn | betören, betrügen |
geil | fröhlich | Tram | Balken |
mit Gelimpf | in schonender Weise, glimpflich | Trauet | Wolfsgrube, Fallgrube |
gelligen | festen | Unfůg | hier positiv, etwa „Treiben“ |
gemeit | fröhlich, ansehnlich | urbering | plötzlich |
Genieß | Vorteil | vergeben | Gift gegeben |
genoß | ebenbürtig, angemessen | verklüegen | bemänteln |
ein Hab | einen Halt | Wasserrunsen | Wasserlauf |
hell | schwach, dünn | Wildgleit | Wildspur |
jehen | sagen | Zag | Feigling |
Jeid | Jagd | Zicht | Anklage (bezichtigen) |
Jejeid | Jagdbeute | zůgericht | abgekartet |
kecklichen | mutig | Zukunft | Ankunft |
Kogel | Gipfel | zůrwürkt | zerlegt |
Für eine vertiefte Beschäftigung mit dem Frühneuhochdeutschen gibt es das „frühneuhochdeutsche Wörterbuch“ https://fwb-online.de

Episode 76, Erzfeind Neidelhart vorne links.
Das Werk mit allen Bildern kann digital betrachtet werden:
https://www.digitale-sammlungen.de/de/details/bsb00013106
